Einflüsse beim Messen von Restmagnetismus
Nicht definierte Vorgehensweisen, ein ungeeignetes Messgerät, die Einwirkung des Umgebungsfeldes während der Messung: Diese Faktoren sind dafür verantwortlich, dass Resultate von Restmagnetismus-Messungen ungenau sind und Sie sie nur schlecht reproduzieren können.
Damit Sie Restmagnetismus-Messungen reproduzieren können, spielen folgende Punkte eine wesentliche Rolle:
Um reproduzierbare Restmagnetismus-Messungen zu erhalten, müssen Sie also einerseits ein geeignetes Messgerät verwenden, andererseits sämtliche Einflüsse bei der Messung von Restmagnetismus kennen und diese entsprechend steuern. Wir empfehlen Ihnen, diese Einflüsse sowie Ihre Gegenmassnahmen bei der Messung schriftlich festzuhalten.
Einfluss des Erdmagnetfeldes bei Restmagnetismus-Messung
Das Magnetfeld der Erde hat im Mittel eine Stärke von ~0.03 bis 0.06mT. Die Richtung der Feldlinien verläuft im Freien im Wesentlichen parallel zur N-S Achse, in Mitteleuropa mit einer Neigung von ca. 45° zur Erdoberfläche.
In Gebäuden, wie zum Beispiel in Stahllagern oder in Räumen mit grossen Werkzeugen und Maschinen, wird das Erdmagnetfeld zusätzlich durch umgebende ferromagnetische Strukturen bezüglich Richtung und Stärke verzerrt.
Beim Messen von Restmagnetismus haben Erdmagnetfeld und Umgebungsfeld einen grossen Einfluss:
Ein ferromagnetisches Bauteil zieht die Feldlinien von umgebenden Magnetfeldern an. Die Stärke der induzierten Magnetfelder hängt von der Permeabilität des Werkstoffes, der Geometrie, der Grösse und von der Orientierung des Bauteils zum Umgebungsfeld ab. Steht beispielsweise ein Bauteil längs zu den Feldlinien des Erdmagnetfeldes, werden diese in das Bauteil induziert und die Magnetisierung des Bauteils kann um ein Mehrfaches des Umgebungsfeldes verstärkt werden. Der Grund: Ein Bauteil aus Eisen und Stahl leitet 3000- bis 5000-mal besser als Luft und die Magnetisierung des Bauteils wird entsprechend verstärkt.
Steht das gleiche Bauteil quer zu den Feldlinien des Erdmagnetfeldes, werden deutlich geringere Feldstärken induziert (s.h. Abbildung).
Wenn das Werkstück unter dem Einfluss des Erdmagnetfeldes steht, wird der Gesamtfluss gemessen, der sich aus den Komponenten Restmagnetismus des Bauteils und dem gesammelten induzierten Fluss des Umgebungsfeldes zusammensetzt.
Somit können Sie bei unterschiedlichen Umgebungsverhältnissen die gemessenen Werte von ferromagnetischen Bauteilen nicht mehr reproduzieren.
Der Einfluss von Umgebungsfeldern ist also einer der Gründe, warum Sie und Ihr Kunde unterschiedliche Messergebnisse erhalten können, obwohl Sie beispielsweise die gleiche Suchmethodik angewendet haben.
Ideale Umgebung für das Messen von Restmagnetismus
Idealerweise messen Sie den Restmagnetismus auf Ihren Bauteilen in einer nahezu feldfreien Umgebung. Indem Sie die Messung von Restmagnetismus in einer Umgebung stattfinden lassen, die vom Erdmagnetfeld oder anderen Umgebungsfeldern abgeschirmt ist, werden Ihre Messungen nicht mehr durch induzierte Magnetfelder beeinflusst und Ihre Messergebnisse werden präzise und reproduzierbar. Sie können Ihre Messumgebung auf zwei Arten vom Erdmagnetfeld abschirmen:
- mit einer Null-Gauss-Kammer – einer passiven Abschirmkammer aus Wänden aus hochpermeablem Material,
- oder mit einer aktiven Helmholtz-Kammer, deren Seiten aus Spulen bestehen, die das Erdmagnetfeld im Innern durch Gegenfelder kompensieren. Die Helmholtz-Kammer eignet sich insbesondere für grössere Bauteile.
Die geeignete Suchmethodik
Damit Sie diese maximale Magnetisierung aufspüren können, empfehlen wir Ihnen, die gesamte Oberfläche Ihres Werkstücks mit der Sonde eines Magnetfeldmessgeräts abzuscannen. Auf keinen Fall dürfen Sie von einem punktuellen Messen von Restmagnetismus auf der Oberfläche Ihres Werkstücks auf den magnetischen Gesamtzustand schliessen.
Die gemessen Werte variieren auch je nach Abstand zwischen Sonde und Oberfläche des Werkstücks und je nach Messmethode, die Sie bestimmt haben – das heisst, abhängig davon, ob Sie das Werkstück abscannen oder nur punktuelle Messungen durchführen, erhalten Sie unterschiedliche Resultate.
Falls Sie ein Messgerät verwenden, bei dem ein Höchstwert-Speicher für Restmagnetismus fehlt, ist es zudem sehr schwierig, den relevanten maximalen Restmagnetismuswert zu bestimmen.
Am besten bestimmen Sie vor der Messung eine geeignete Suchmethodik, wobei sich diese von einer Art des Werkstücks zur anderen unterscheiden kann – ein Wälzlager müssen Sie anders scannen als ein Gewinde. Damit Sie ein reproduzierbares Ergebnis erhalten, empfehlen wir Ihnen, geschultes Personal einzusetzen und das Vorgehen in Ihrem Qualitätsmanagement entsprechend festzulegen.